Neubau eines Kindergartens in Kombination mit einer kombinierten Tagespflege für Senioren in Hohenberg-Krusemark
Bauherr: Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband östliche Altmark e.V., Stendal
Planung und Realisierung: 2019 – 2021
Am Ortsrand der altmärkischen Gemeinde Hohenberg-Krusemark entstand in dreijähriger Planung- und Bauzeit zukunftsweisendes Haus, das der Betreuung von Kindern und Senioren unter einem Dach dienen wird. Die Idee zu dem hierzulande wenig verbreiteten Konzept ging von der Gemeinde selbst aus, die seit vielen Jahren an der Umsetzung der Idee arbeitet. Leider bot die prächtige Jugendstil-Villa, in der der Kindergarten bis dahin untergebracht war, keine günstigen Voraussetzungen, weshalb man sich für einen Neubau am nördlichen Rande des Ortes entschied. Hier grenzt das Haus unmittelbar an die umgebenden Wiesen und Felder und bildet den nördlichen Abschluss des Sportplatzes. Landwirtschaftliche Lagerhallen, Windräder und Strohmieten bilden die bauliche Nachbarschaft und verlangten nach einem Baukörper, der sich in der flachen Landschaft behaupten kann.
Die Referenzen für die bauliche Form lassen sich denn auch in diesem Umfeld suchen: langgestreckte Häuser mit apsidialen Enden sind seit der Steinzeit in dieser Gegend bezeugt und wirken bis heute mit ihrem starken narrativen Charakter. „Schafstall“, „Langobardenhaus“, „Reithalle“ sind Beinamen, die bereits kursieren. Und dann natürlich das Reet. Auch dies mit lokaler – leider vergessener – Tradition. Kein anderes Material schmiegt sich besser an die Dachform an und wirkt so weich und natürlich. Dass es baurechtlich und brandschutztechnisch einiger Ehrenrunden bedurfte und dass die Realisierung nur dank einer mutigen Bauherrschaft und einiger beharrlicher Gemeindevertreter zustande kam, vergisst man nur allzu gern.
Vor allen Dingen jedoch repräsentiert die Schilfdeckung den Anspruch an eine nachhaltige Bauweise, die das gesamte Bauwerk bestimmt. Angefangen bei der Dämmung unter der Bodenplatte mit Glasschaumschotter, den Innenwänden aus schwerem Kalksandstein über die Konstruktion der Außenwände, Decken und Dach aus Holz bis hin zur Reetdeckung wurde darauf geachtet, Materialien mit geringem ökologischem Fußabdruck zu verwenden, die der zukünftigen Generation keine Entsorgungsprobleme aufbürden. Bei den Oberflächen setzt sich die Verwendung natürlicher Materialien für Wände (Kalkputz mit Kalkfarbe) und Böden (Industrieparkett, Linoleum, Ziegenhaarteppich) fort, was sofort nach Inbetriebnahme für ein angenehmes weil schadstofffreies Raumklima sorgt.
Planungsbeteiligte:
Tragwerk: ZRS Ingenieure, Berlin | Brandschutz: Ollendorf beratende Ingenieure, Schernikau | Elektro: EIT Ingenieurbüro, Stendal | Baugrund: Heinemann Klemm Wackernagel, Magdeburg | Haustechnik: Ingenieurbüro Sandmann, Burg | Konzept: in ArGe mit lux architect, Neusäß | Landschaft: Anja Oppor Freiraumplanung, Bömenzien
Fotos: Hallmann Architekten