Sonnenhaus Havelberg

Umbau und Modernisierung eines denkmalgeschützten ehemaligen Pfarrhauses in Havelberg

Bauherr: privat

Realisierung: 2015 – 2019

Der zweigeschossige Fachwerkbau mit markantem Walmdach wurde 1735
als Geistliches Inspektorat und Pastorat errichtet. Ein Vorgängerbau, von
dem noch die Grundmauern des Gewölbekellers erhalten sind, wurde im
Dreißigjährigen Krieg zerstört. Der Neubau erfolgte in Anlehnung an
Musterentwürfe für Bürgerhäuser, die damals von königlich-preußischen
Bauinspektoren in der gesamten Kur- und Neumark verbreitet wurden:

Typisch war der durchgehende, L-förmige Flur, in dessen vorderem Teil
beidseitig Stuben und Kammern angrenzen, während im hofseitigen Teil die Treppe und eine offene Feuerstelle untergebracht waren. Die 7-achsige Straßenfassade ist streng axialsymmetrisch aufgebaut und – wie das Innere – äußerst sparsam gestaltet.
Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1870 wurde das Haus vor allem im Erdgeschoss umgebaut. Weitere Umbauten erfolgten in den 1970-er Jahren, bevor das Gemeindehaus durch Zusammenlegung beider Kirchgemeinden (Stadtkirche und Dom) im Jahr 2002 seine kirchliche Nutzung verlor und bald darauf veräußert wurde.
Von 2015 bis 2019 wurde das Haus umfassend saniert und dient seither als Wohnhaus mit Büro und Fremdenzimmern.

Ein wichtiger Grundsatz bei der Sanierung war die Schonung der erhaltenswerten Substanz und der Rückgriff auf bewährte, traditionelle Handwerkstechniken und -materialien.

Während das Erdgeschoss fortwährend umgebaut wurde, hat sich das Obergeschoss in seiner barocken Struktur kaum verändert. Alle raumbildenden Bauteile (Wände, Decken) konnten fast vollständig erhalten werden. Die meisten Türen wurden restauriert, bauzeitliche Dielen freigelegt, repariert, ergänzt und geschliffen. Musste doch einmal ein Bauteil zurückgebaut werden (z.B. Deckenfüllung in Lehm-Staken-Bauweise) wurde das Material an anderer Stelle sinnvoll wiederverwendet (z.B. als Ausgleichsputz an den Außenwänden). Auf diese Weise hat nicht ein Eimer Lehm das Haus verlassen – ressourcensparendes Bauen par excellence.

Grundriss Obergeschoss mit Baualterskartierung

Wo es nur ging, wurde vorhandenes oder wiederverwendetes Baumaterial verbaut. Sei es bei den Dachziegeln, Dielen oder Holzbalken. Kam neues Material zum Einsatz, lag der Fokus auf Ökobilanz, Schadstoffarmut, Langlebigkeit und einfacher Verarbeitung.

Die große zweiflügelige Haustür mit Oberlicht zum Garten ist zwar nicht mehr die bauzeitliche, aber trotzdem sehr schön. Die Restaurierung war aufwendig und forderte höchstes handwerkliches Geschick, viel Erfahrung und ein Gespür für verborgene Qualitäten.

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www.sonnenhaus-havelberg.de

Fotos: Florian Hallmann

Werkstattfotos Haustür: Hagen Siedler